die-freie-liste.org
<< Start



Aktuelles

29.06.2024 Vertreterversammlung 2024 - Dividende steigt auf 1,5% Zurück >

Am 26. Juni 2024 fand im Salvatorkeller die 90. Vertreterversammlung der Sparda-Bank München statt. 177 Vertreter, davon 59 von "die-freie-liste.org", nahmen daran teil.
Bereits vor der letzten Vertreterversammlung 2023 hatte man bekannt gegeben, 
das IT-Transformationsprojekt in der Sopra Financial Technology (SFT) nicht weiter zu verfolgen und das Start-up LENA einzustellen. Der dafür hauptverantwortliche Vorstandsvorsitzende  Helmut Lind ging zum 1.8.23 aus "gesundheitlichen Gründen" in den Ruhestand. Kurz danach wurde mit dem überraschenden Ausstieg der beiden verbliebenen Vorstände Silke Schneider-Wild und Petra Müller der komplette Vorstand ausgetauscht. Wir haben das auf dieser Seite bereits kommentiert.

Die neuen Vorstände Peter Berger, Joachim Gorny und Peer Teske stelltem sich vor und berichteten über die Aktivitäten im Geschäftsjahr 2023.
Nach allgemeinen Informationen zu Konjunktur, Zinsentwicklung und Immobilienmarkt präzisierte der neue Vorstandsvorsitzende Peter Berger die Geschäftsstrategie: Wir denken vom Kunden aus, wollen langfristige und faire Geschäftsbeziehungen, sind politisch neutral und wertorientiert. Das Leitbild ist gegenseitige Wertschätzung, Zuverlässigkeit  und Loyalität, Nachhaltigkeit und keine Gewinnmaximierung. Das "freundlich und fair" soll wieder stärker in den Vordergrund rücken. Die größten Herausforderungen sind aktuell die Migration in das IT-System Atruvia des genossenschaftlichen Verbunds, von dem man erhebliche Synergieeffekte erwartet, sowie das Zinsgeschäft in einem zunehmend transparenten Markt.
Joachim Gorny erläuterte wesentliche Entwicklungen des Geschäftsberichts. Die Drohverlustrückstellung aus dem Vorjahr konnte wieder aufgelöst werden. Dafür wurden Vorsorgereserven nach §340f HGB in Höhe von 59'0 Mio.€ gebildet, eine praktisch nicht nachvollziehbare Bilanzkosmetik. Der Wirtschaftsprüfer schreibt auf S. 45 des Geschäftsberichts: "Dem Ansatz und der Bewertung liegen in einem hohen Maß Einschätzungen und Annahmen sowie Ermessensspielräume zugrunde." D.h., hier konkurriert die Vorsicht mit dem Bestreben, ein passables Ergebnis auszuweisen. Stark gestiegen sind die Personalkosten, auch durch zusätzliche Pensionsrückstellungen von 5'2 Mio. €,
vermutlich großenteils für die neuen Vorstände. Dazu kamen die Kosten für die IT-Migration (11'3 Mio. €) und die Abschreibung des Buchwerts der Beteiligung an Comeco (TEO) in Höhe von 9'2 Mio. €. Der Jahresüberschuss von 4'2 Mio. € soll fast vollständig als Dividende (1,5%) ausgeschüttet werden, was einstmmig beschlossen wurde.
Peer Teske erläuterte, dass die Zahl der Girokonten um 2,5 % weiter zurückgegangen ist, davon 61% Onlinekonten.
Die Zahl der Filialen und SB-Center soll trotzdem beibehalten werden. Ohne Kontoführungsgebühren hätte die Bank einen Verlust ausgewiesen.11.600 Kontoinhaber haben dem Gebührenmodell noch nicht zugestimmt. Anfang Juli werden diese ein Schreiben bekommen mit einer letzten Aufforderung, bei Weigerung werden die Konten gekündigt. 
Die Gesamtkapitalquote ist in 2023 erfreulicherweise weiter um 1,5%-Punkte auf 20,4% gestiegen (Ermittlung siehe Offenlegungsbericht), höher als von der BaFin vorgeschrieben und höher als der Durchschnitt der Banken.

Bezüglich der Entlastung des Vorstands hatten sowohl unsere Liste als auch die Liste 1 eine getrennte Abstimmung nach dem bisherigen und dem amtierenden Vorstand beantragt, da der Wechsel während des Geschäftsjahres erfolgte,  Dies wurde einstimmig beschlossen.
Herbert Uhl kündigte an, dass die Vertreter der Freien Liste den bisherigen Vorstand und den Aufsichtsrat nicht enlasten würden. Durch die bereits geschilderten Alleingänge wie TEO (SFT/Sopra-Steria) und LENA wurde auf Synergieeffekte wie künftig mit Atruvia verzichtet und Verluste (Entwicklungskosten, Abschreibung der Beteiligungen) in zweistelliger Millionenhöhe verursacht, für die beide Organe verantwortlich sind.
Während der amtierende Vorstand einstimmig entlastet wurde, votierten für die Enlastung des bisherigen Vorstands 68% und für die Entlastung des Aufsichtsrats 69% der Vertreter.

Der Vorstand hatte eine Reihe von Satzungsänderungen zur Abstimmung gestellt. Nach mehreren von der Freien Liste angeregten Streichungen und Umformulierung wurde der Entwurf einstimmig gebilligt. Hier kommt ein kooperatives Verhalten des neuen Vorstands zum Ausdruck.

Vor der Wahl zum Aufsichtsrat beantragte Herbert Uhl, dass die vorhandenen Wahlkabinen auch obligatorisch zu benutzen sind. Der Sitzungsleiter ließ darüber abstimmen, nur 48 Vertreter stimmten dafür. Das sind Verhältnisse wie in der DDR, wo man sich schon verdächtig machte, wenn man die Wahlkabine benutzte. Vermieden werden kann das nur durch eine obligatorische Benutzung.
Chat GPT 4o schreibt dazu: "Ja, bei einer geheimen Wahl ist die Benutzung von Wahlkabinen obligatorisch. Die Wahlkabine, auch Wahlzelle genannt, ist ein nicht einsehbarer Raum oder Bereich, in dem Wähler ihre Stimme unbeobachtet abgeben können. Dies stellt sicher, dass das Wahlgeheimnis gewahrt bleibt. In Deutschland muss jeder Wähler zur Stimmabgabe in den abgeschirmten Bereich der Wahlkabine gehen, um sicherzustellen, dass niemand beim Ausfüllen des Stimmzettels zusieht."
Das ist jetzt zwar nicht rechtlich bindend, aber auf der Seite des bayrischen Innenministeriums heißt es: "im Wahllokal müssen die Stimmzettel deshalb zwingend in der Wahlkabine oder hinter dem Sichtschutz gekennzeichnet und gefaltet werden;"
Dieser Sachverhalt wird noch juristisch aufzuklären sein, sofern nicht gemäß dem geänderten §33 der Satzung die Wahlen im Wege elektronischer Kommunikation durchgeführt werden.
Bei seiner Vorstellung zur Aufsichtsratswahl sagte Herbert Uhl: "Wenn der gesamte Vorstand unmittelbar nach einem solchen Debakel ausgetauscht wird, kann das kein Zufall sein. Der Aufsichtsrat hat diese Entwicklung lange mitgetragen. Ob er nun - viel zu spät - die Reißleine gezogen hat oder vor der Macht des Faktischen kapitulieren musste: wir wissen es nicht, aber es ist in jedem Fall ein Armutszeugnis. Wenn dieser Aufsichtsrat ein Ehrgefühl hätte, müsste er ebenfalls geschlossen zurücktreten."
Die halbwegs geheime Wahl ergab:
H. Dobrauer (Wiederwahl) 111 Stimmen
Fr. Hinterseer (Wiederwahl)  112 Stimmen
Fr. Kuhn (Liste 2)  50 Stimmen
H. Uhl (Liste 2)  60 Stimmen
Damit sind H.Dobrauer und Fr. Hinterseer wiedergewählt.