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29.06.2023 Vertreterversammlung 2023 - Trotz hoher Verluste 1% Dividende Zurück >

Die großen Knaller hatte die Bank schon vor Monaten in Pressemitteilungen bekannt gegeben:
- Das gemeinsame IT-Transformationsprojekt in der Sopra Financial Technology (SFT) nicht weiter zu verfolgen und zum genossenschaftlichen IT-Dienstleister Atruvia AG zu wechseln. Die Erwartungen an die Sopra-Software TEO waren nicht erfüllt worden.
- Das Start-up LENA einzustellen.
Beide Beteiligungen haben Millionenverluste eingebracht und mussten jetzt mit  8'2 Mio. € wertberichtigt werden. Bereits seit Jahren haben Vertreter der Freien Liste diese Verlustbringer kritisiert. In der Vertreterversammlung des Vorjahres zitierte der Listenführer Herbert Uhl eine alte Indianerweisheit: "Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, solltest Du absteigen."
Es ist zu begrüssen, dass der Vorstand diesem Rat - wenn auch etwas zu spät - gefolgt ist.
Noch schlimmer traf die Bank aber der Zinsanstieg. Als Konsequenz musste auf niedrig verzinsliche Anlagen und Kredite eine Drohverlust-Rückstellung von 67'4 Mio. gebildet werden. Diese kann zwar in der Folge zeitanteilig wieder aufgelöst werden, aber um im Geschäftsjahr 2022 noch einen kleinen Gewinn von 2'6 Mio. € ausweisen zu können, mussten alle verbliebenen stillen Reserven (29'0 Mio. €) aus dem Sale-and-Lease-Back des Verwaltungsgebäudes an der Arnulfstraße aufgelöst werden. Zugute kamen auch Einmaleffekte wie die Einführung von Gebühren und weitere bilanzkosmetische Maßnahmen. All dies lässt sich im Geschäftsbericht nachvollziehen.
Die Ausschüttung einer kleinen Dividende von 1% rechtfertigte der Vorstand mit dem Ziel, weitere Geschäftsanteile einzuwerben und so die Gesamtkapitalquote zu erhalten, die in 2022 um 1,4%-Punkte auf 18,9% stieg (Ermittlung siehe Offenlegungsbericht).
Ebenfalls bekannt war bereits das Ausscheiden des langjährigen Vorstandvorsitzenden Helmut Lind zum 31.7.23, der mit stehendem Applaus verabschiedet wurde.
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Vorstand ein deutlich steigendes Ergebnis. Begründet wird dies u.a. mit einer als Folge des Zinsanstiegs wachsenden Marge sowie einer im August anlaufenden Aktion, mit der rd. 30.000 Kunden, die die neuen AGB noch nicht anerkannt haben, endgültig zur Zahlung der Gebühren "überredet" werden sollen. Angesichts der Tatsache, dass das Ergebnis 2022 ohne die Sondereffekte negativ gewesen wäre und alle für uns erkennbaren Reserven aufgebraucht sind, erscheint dieses Ziel sehr ambitioniert. Das Kreditgeschäft war stark rückläufig, nicht nur weil die Kunden sich angesichts der Preis- und  Zinsentwicklung zurückhalten, sondern weil die Bank selbst nach eigener Aussage hohe Anforderungen an die Bonität der Kunden stellt und deswegen viele Anträge ablehnt. Dazu ist die Mitgliederzahl weiter rückläufig, was sich durch die o.g. Aktion noch verstärken könnte. Auch der Trend zu Online-Konten mit niederigeren Gebühren hält an. Ohne weitere Gebührenerhöhungen - was ausdrücklich nicht gewollt ist - kann man auch davon keinen weiteren ergebnisverbessernden Effekt erwarten. Zudem rechnet der Vorstand selbst lt. Geschäftsbericht (S.19) mit "erheblich steigenden Personalaufwendungen" und "aufgrund des Wechsels zum genossenschaftlichen IT-Dienstleister Atruvia AG mit signifikanten negativen Auswirkungen auf die Jahresergebnisse."
Bleibt nur die Hoffnung, dass durch die neuen attraktiven Zinsangebote wieder mehr Mittel zufließen, die gewinnbringend bei der Zentralbank angelegt werden können. Für negative Überaschungen besteht allerdings kein großer Spielraum.

Bei der turnusmäßigen Neuwahl von 2 Aufsichtsräten setzten sich erwartungsgemäß die Kandidaten der "Liste des Wahlausschusses" (Liste 1), Berthold Ottmann (122 Stimmen)  und Thorsten Weinert (109 Stimmen) durch. Die Kandidaten der "Freien Liste" kamen auf 63 (Herbert Uhl) bzw. 33 (Andreas Wißmeier) Stimmen.